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Japan: Schweighofer, Stora Enso: "Hilfe derzeit das Wichtigste"

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Issue date: 
15.03.2011
Publisher Name: 
Wirtschaftsblatt
Publisher-Link: 
http://www.wirtschaftsblatt.at
Author: 
Patrizia Reidl
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Wien. „Sehr mitgenommen“ und wegen „vieler persönlicher Verbindungen direkt betroffen von der entsetzlichen Situation in Japan“ zeigen sich die Mitarbeiter in der Unternehmenszentrale der Holzindustrie Schweighofer in Wien. Das Unternehmen liefert einen beträchtlichen Teil der gesamten Produktion nach Japan, von Rumänien aus, dem Standort der beiden Sägewerke.
Schweighofer liefert Holzprodukte, die man speziell für den japanischen Holzrahmenbau bei Privathäusern einsetzt. 350.000 bis 400.000 Kubikmeter Holz exportiert Schweighofer jährlich dorthin.

"Steigende Nachfrage? In einigen Monaten wissen wir mehr"

„Es ist möglich, dass es beim Wiederaufbau zu einer verstärkten Nachfrage und größeren Liefermengen von Holz kommen wird“, meint Tony Ojiro, Verantwortlicher für Schnittholzverkauf nach Japan bei Schweighofer, vorsichtig. Konkrete Aussagen könne man erst in einigen Monaten machen. Rettungsmaßnahmen seien derzeit die einzig wichtigen Dinge.

Auf die größere Nachfrage könnte das Unternehmen selber mit Umschichtungen in der Produktion reagieren. Denn für Japan produziere man bereits volle Kapazität, sagt Ojiro.

Holzknappheit dürfte, laut Ojiro, nicht das Thema sein. Lieferungen aus Kanada, Europa oder Japan selbst würden die Nachfrage decken können. Die wesentlich interessantere Frage sei, ob Japan überhaupt genug Kapazitäten am Arbeitsmarkt haben werde, um die anfallende Arbeit zu bewältigen.

Den Großteil seiner Produkte liefert die Holzindustrie Schweighofer nach Osaka, Tokio und den Norden des Landes. Im von Beben und Tsunami zerstörten Nordosten der Hauptinsel, in der Stadt Sendai, hat das Unternehmen 30 bis 50 Kunden. "Wir konnten sie lange nicht erreichen", schildert Ojiro die Ereignisse, "aber über einen weiteren Kunden in Tokio haben wir erfahren, dass sie am Leben sind."

Stora Enso: Reduktion nach Japan angedacht
Schweighofer ist eines von 20, 30 europäischen Unternehmen, die seit den neunziger Jahren Holz nach Japan exportieren. Ein anderes ist der finnische Holz- und Papierkonzern Stora Enso mit vier Sägewerken in Österreich. "Japan ist für uns ein extrem wichtiger Markt", sagt Franz Kropfreiter, Vice President Central Europe Sales von Stora Enso Wood Products auf Anfrage. "Aber derzeit ist die Verpflichtung unseren dortigen Kunden gegenüber am Wichtigsten, nämlich zu helfen, wenn Hilfe nötig ist."

Hilfe etwa in Form von Material für den Bau von Notunterkünften, meint Kropfreiter. Hilfe auch in Form von Material für die sogenannten Precutmills in Japan, die die Rahmenprodukte für den Hausbau vorproduzieren. "Diese müssten die Produktion steigern, um kurzfristig Häuser anbieten zu können. Dafür brauchen sie Material", sagt Kropfreiter.

Voraussetzung dafür sei, dass sich die Situation beruhigt. Denn momentan dominiere die unklare Lage im Zusammenhang mit den AKW. Insgesamt problematisch sei die Informationspolitik in Japan. Es gebe widersprüchliche Information.

"Momentan ist uns die Lage unklar", schildert der Manager. Ein bei Stora Enso eigens eingerichtetes Krisenmanagement hofft, in einigen Tagen Basisentscheidungen treffen zu können. Geplant sei, die Produktion für Japan zu reduzieren. Damit soll verhindert werden, dass es zu Materialstaus kommt und unnötiger Druck aufgebaut wird. Ab wann wie viel reduziert wird, sei eben noch offen.

Gewaltige Mengen an Holz seien nach Japan unterwegs, erklärt Kropfreiter. Ein Monat dauert die Schiffsreise für die Holzladung von Europa nach Japan. Laufend kommen Schiffe an verschiedenen Häfen in Japan an. Kann ein Hafen nicht angelaufen werden, wie etwa in Sendai, müssen die Schiffe umgeleitet werden, erklärt Kropfreiter.

Für Stora Enso Wood Products ist Japan der größte Markt. 800.000 Kubikmeter Holz liefert der Konzern jährlich dorthin und zwar Schnittholz, Leimbinder und Holzkomponenten für den japanischen Holzrahmenbau. Fast die gesamte Menge geht in die Konstruktion von Einfamilienhäusern. 2010 betrug der Warenwert der von Stora Enso Wood Products nach Japan exportierten Holzteile 250 Millionen €.

Mit 70 Prozent kommt der größte Teil aus den Sägewerken in Österreich und Tschechien. Der Rest aus dem Baltikum, Schweden und Finnland.

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